Viele CIOs in großen Unternehmen handeln nach einem einfachen Prinzip: bloß keine Fehler machen. Diese „Safe-my-ass“-Strategie sichert vielleicht kurzfristig den eigenen Posten – sie ist aber langfristig die größte Gefahr für das Unternehmen und die eigene Karriere. Ein Kommentar von Peter Lieber.

Warum? Weil sie zu Stillstand führt.

  • Wer nur Technologien einführt, wenn sie längst Standard sind, verliert jede Chance auf Differenzierung.
  • Wer ausschließlich auf die großen Vendoren setzt, vermeidet zwar Kritik – aber macht sich abhängig und austauschbar.
  • Wer Risiken um jeden Preis vermeidet, schafft keine Innovation – sondern Bürokratie.

Enterprise Architecture als Musterbeispiel

Nirgends zeigt sich diese Mentalität deutlicher als in der Enterprise Architecture.

Viele CIOs greifen reflexartig zu TOGAF: monolithisch, komplex – und vor allem: „jeder kennt es“. Klingt nach Sicherheit, ist aber oft das Gegenteil: ein schwerfälliger Ansatz, der wenig auf die individuelle Realität eines Unternehmens eingeht, selbst wenn ich auch nur Teilaspekte benutze oder mich daran „orientiere“ bin ich schon in einem Pseudomuster gefangen.

Die großen Player im Markt forcieren zusätzlich die Konsolidierung: wer dort einkauft, kann sicher sein, dass niemand im Vorstand die Entscheidung in Frage stellt. Aber damit gibt man Eigenständigkeit und Differenzierung preis.

Das Gegenteil wäre: ein passendes Meta-Modell für das eigene Unternehmen. Keine Schablone von der Stange, sondern ein Rahmenwerk, das wirklich den eigenen Wertschöpfungslogiken folgt. Solche Ansätze fristen heute noch ein Nischendasein – dabei gibt es längst motivierende Beispiele, wie pragmatische, schlanke EAM-Modelle schnell Wirkung entfalten.

Die Wahrheit ist: Gerade dort, wo man sein Hirn einschalten muss, entsteht echter Mehrwert. CIOs, die sich trauen, Nischenansätze einzusetzen, schaffen nicht nur schnellere Ergebnisse, sondern auch einen strategischen Vorsprung.

Warum Mut die bessere Strategie ist

Mut bedeutet nicht, blind Risiken einzugehen. Mut bedeutet:

 

  • Unbequeme Fragen zu stellen („Warum machen wir das so?“),
  • Bewusst auch mit kleineren, innovativen Partnern zu arbeiten,
  • Pilotprojekte zu wagen, bei denen Scheitern kein Makel ist, sondern Lerneffekt.

Peter Lieber fordert mehr Mut von CIOs

Der Lohn?

  1. Das Unternehmen gewinnt Geschwindigkeit und Vorsprung.
  2. Der CIO selbst wird zum Treiber von Transformation – und bleibt relevant.

Das größte Risiko ist nicht der mutige Schritt – das größte Risiko ist Irrelevanz.

CIOs, die nur den eigenen Job absichern wollen, verlieren ihn am Ende genau deshalb. CIOs, die mutig gestalten, schaffen Wert – und Zukunft.

Also: Weniger Safe-my-ass. Mehr Courage.